Heute ist Kultur angesagt! Zuerst geht's mit dem Bus nach einem ausgewogenem Frühstück ( 2 Scheiben halbtrockenes Weißbrot mit Marmelade und Wasser-Kakao ) in die bastionsähnliche Stadt San Giminiano. Schon von Weitem sieht man das Markenzeichen der Festung: die "100 Türme". Ähnlich wie in Siena sind die Straßen eng und verwinkelt und die Hitze drückend.
Ausblick von San Giminiano |
San Giminiano
"- schon seit dem 6.Jhd vor Chr. existierte eine Siedlung , damals aber unter dem Namen Silvan (Waldgott).
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im 4.Jhd.
nach Chr. bauten die Bewohner dieser Siedlung eine Kirche zu ehren des heiligen
Giminiano, nach der die Siedlung im
6.Jhd. umbenannt wurde.
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SG lag am
Rande der Frankenstraße einer wichtigen Reise- und Handelsroute, die der
Siedlung schon im 1. Jahrtausend zu einer relativ hohen Einwohnerzahl verhalf.
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Zum
Schutz baute man einen Mauerring um SG.
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Im
12.Jhd. wurde SG zum Vikariatssitz der Diozöse Volterra und es kam zu einem
Zuzug der Adligen, die aus ihren Landsitzen in die Sicherheit der Mauern zogen.
Dies war der Beginn des Baus der Geschlechtertürme.
Jede Familie, die in SG etwas zählen wollte, baute einen Turm als Zeichen von wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Macht. Je höher der Turm, desto mehr Wohlstand, desto mehr Ansehen für die Familie. Dieses Denken artete in eine Art Wettkampf aus. Die einzige grenze die den Familien gesetzt war, die Höhe des Rathausturms durfte
noch mehr Ausblick |
nicht überschritten werden. Der Wettkampf ging so
weit, dass sogar nachts gebaut wurde.
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1129 kam
es zur ersten Autonomieerklärung
und 1181 bezog SG das erste mal offen Stellung gegen Volterra.
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1199
wurde SG freie Gemeinde mit
Stadtvogt.
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Im
13.Jhd. führte SG fast ununterbrochen 100 Jahre lang Krieg gegen Volterra. Die
Wirtschaft blühte in dieser Zeit, und Güter wie Safran und Wein wurden von SG
aus im ganzen Land gehandelt. Da die Bevölkerung der Stadt enorm gewachsen war
wurde die Mauer um das Doppelte vergrößert.
- Seine Glanzzeit erlebte SG zu Beginn des 14.Jhd. „Stadt der hundert Türme“ in Wirklichkeit nur 72, davon gehörten 70 Türme den angesehenen
Familien und nur
zwei Türme waren Gemeindeeigentum.
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Im Mai
1300 bekam SG berühmten Besuch; Dante Aligheri besuchte die Stadt um die Bürger
von seiner politischen Überzeugung
zu gewinnen.
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Michael "Roll-Honk" hat seinen Daniel auch in der Toskana lieb |
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SG wird
zur Kunststadt, da viele Maler und Dichter einwandern.
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Wenige
Jahrzehnte später folgt der Niedergang
der Stadt, durch Pest, Hungersnöte und politische Unruhen.
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1353
unterwirft sich SG Florenz und verliert seine Unabhängigkeit.
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Im 15.
Und 16.Jhd. sinkt die Bevölkerungszahl aufgrund von Wirtschaftskrisen ,
Landflucht und Epidemien weiter, die Türme werden „geköpft“ um Baumaterial
zu bekommen. Kirchen und Paläste werden wegen Geldmangels vernachlässigt.
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Heute
lebt San Giminiano vom Tourismus
und wird als Kunststadt von der UNESCO gefördert.
Susanne B.
diesmal von Volterra |
Die anschließende Mittagspause verbringen einige mit der Suche nach einem Weinkeller, ich genieße die Aussicht auf die Türme von einer Schaukel eines
Kinderspielplatzes aus. Danach fahren wir nach Volterra weiter. In dieser Bergstadt ist es im Gegensatz zu San Giminiano windig und etwas kühler, was durch die
eine Rarität: kühles Wasser in Volterra |
hohe Lage mit ca. 500 Meter über NN zu erklären ist. Die Etruskerstadt besitzt zum Teil sehr steile Straßen,
was für deutsche Städte, die in Tälern errichtet werden, untypisch ist.
Die Etrusker, eine der ersten europäischen Hochkulturen
"Etwa im 10.-9. Jh. v. Chr. siedelten sich die Etrusker im heutigen Italien an.
Ihre Herkunft ist immer noch nicht geklärt, es wird allerdings vermutet, dass sie Seefahrervölker aus Kleinasien waren.
Sie vermischten sich mit den ansässigen Italikerstämmen, die noch rückständig waren, so erfolgte schnell eine kulturelle Überholung durch die Etrusker.
Etrusker hatten Fähigkeiten, Bögen ohne Stützen zu bauen; wurde von Römern später "übernommen" |
Die großen etruskischen Städte bildeten einen Städtebund von 12 Mitgliedern, darunter auch Volterra, Arrezo, Cortona, Chiusi und Rosellle in der Toskana, die anderen im angrenzenden Latinum.
Die Kultur war dominiert von den Totenkulten und den riesigen Grabhügeln den sog. Nekropolen mit unterirdischen Gängen, Grabkammern und Wandmalereien. Auch gab man den Toten zahlreiche und wertvolle Beigaben ins Grab.
Sonst weiß man von den Etruskern hinsichtlich der Kultur nicht sehr viel, nur dass sie, wie schon die Grabesbeigaben beweisen, geschickte Handwerker, Baumeister, Künstler in der Metallverarbeitung und auch geschickte Händler waren. Sie nutzten die vorhandenen Bodenschätze geschickt und gewinnbringend aus und schufen eine Handelszone im gesamten Mittelmehrraum.
Leider zerfiel ihre Welt bald in mehrere politische Zentren, was das System erheblich schwächte und den Römern ermöglichte, Etrurien zu unterwerfen. Im Jahre 281 v. Chr. fiel so die Toskana unter römische Herrschaft. Rom übernahm vieles von der etruskischen Zivilisation, handwerkliche Leistungen der Römer gehen meist auf das etruskische Vorbild zurück, die Römer waren eher Krieger, Eroberer und geschickte Verwalter. Aus dieser Zeit stammten die Via Aurelia und die Via Cassia, zwei Verbindungsstraßen, die für die damalige Infrastruktur von großer Bedeutung waren."
Lucas van der A.
enge, verwinkelte Gassen in Volerra - die typische Bauweise |
Heimfahrt, bla bla...