Heute, Montag, wird ein ganz gemütlicher Tag: Es sind eine Wanderung auf Seniorenniveau durch kühle Waldgegend in der Mittagshitze und anschließend eine kleine Weinprobe geplant.
Schön wär's. Der Tag fängt schon beschissen mit einem vertrockneten Brötchen zum Frühstück an, das mit einem Einweg-Plastikmesser aufgeschnitten werden soll. Nach dem Frühstück werde ich vom Lehrer zum Schreiben eines Protokolls verdonnert. Mein Leidensgenosse Christoph "Kiff-Honk" und ich sind 5 Minuten zu spät zum Bus gekommen, weil wir auf eine gewisse Person gewartet haben, die noch ein Ei legen musste, und als er wieder zurück war, geradewegs zum Bus gesprintet ist ohne auf uns zu warten. Aber einige andere sind noch schlimmer dran; sie haben die Nacht zuvor etwas mehr Lärm als Zimmerlautstärke produziert und müssen daher ein Protokoll über eine volle Stunde schreiben.
9:00 Uhr
"9:00 Einkauf im Supermarkt:
-Verpflegung für die Wanderung
-Wein und Essen für die Weinprobe im Anschluss
-Warten bis sich alle wieder im Bus befinden
-Verstauung der erworbenen Güter
9:16 Bem. Christer: Kauf Kiwi + Orangen: „Heute sind Vitamine dran, damit ich kein Skorbut krieg.“
9:21 Herr J. zählt die Personen – Abfahrt
9:24 Julia D. + Daniel T. schmusen
9:27 Albus hört Musik und starrt Mariana auffällig lange und verliebt an
9:28 Marina erklärt Christer, dass Cola keine Banane ist – Das Aus für Albus?
9:29 Wir drehen, weil wir uns verfahren haben.
9:30 Ende Tagesbericht – Alles noch im Lot"
Christoph B.
9:30 Uhr
"Ort: im Bus
auf der Strecke zwischen Siena und Castellina
in Chianti.
Nach dem Einkauf sitzen wir im Bus und fahren Richtung Ausgangspunkt unserer Wanderung. Auf der Fahrt durch die hügelige Waldlandschaft mit der Straßenführung in Form von Serpentinen nervt Manuel S. permanent den Protokolllisten und will wissen, was er schreibt. Währenddessen diskutieren Michael, Christer, Marina und Holger darüber, welche Spitznamen an Personen vergeben werden können. Sie kommen zu folgendem Schluss: Herr Jeblick ist Papa-Honk, Lucas der Ur-Honk, Christer Siff-Honk, Manuel S. Zwerg-Honk und Steffi Zwerk-Honkine. Der Busfahrer wendet den Bus um 9:47, weil er sich verfahren hat. Um 9:57 erreichen wir unseren Bestimmungsort in Castellina in Chianti."
Ralf K.
10:00 Uhr
"Abends vino rosso, morgens visage
blanco
oder: In
geheimer Mission
oder: Stundenprotokoll eines Ballermanns
Guten Tag. Mein Name ist Schläfer. Georg Schläfer. Ich trinke nur vino rosso. Gerüttelt und nicht geschürt. Ich bin Agent des WEG-Geheimdienstes. Nun gestern blickte ich jedoch ein weinig zu tief ins Rotweinglas und wurde unvorsichtig. Wahllos plauderte ich mit CIA-Agenten. Die Konsequenzen folgten auf dem Fuß. Mein Einsatzleiter setzte mich als Strafe auf einen besonders gefährlichen Terroristen an: „Killer Karl-Heinz“ auch unter dem Decknamen „Jeblick“ bekannt. Es gehen Legenden um, er habe sich mit 5 Flaschen Chianti gleichzeitig angelegt und sie alle umgemacht. Ein ganz hartgesottener Profi also. Ich machte ihn in Siena in der Toskana ausfindig, wo er als Tourist getarnt sein Unwesen treibt. Mit ihm unterwegs sind weitere Terroristen, die sich als Schulklasse ausgeben.
10:00: Ankunft in einem kleinen Dorf irgendwo im Nirgendwo. „Jeblick“ scheint zu wissen, wo er hin will. Mit professionell wirkenden Blättern geht er die heutige Tagesetappe durch.
10:03: Die Führung des Protokolls im Laufen gestaltet sich schwieriger als ich dies bisher eingestuft hatte.
10:05: Plötzliche Insektenattacke! Julia D. kommt mir zu Hilfe und vertreibt die nervigen Biester.
10:07: „Jeblick“ legt ein ordentliches Tempo vor und bringt mich mit meiner Schreibarbeit in arge Verlegenheit.
endlich jemand, der Christoph zuhört |
10:08: Christoph B. versucht die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen, indem er mit einem kecken Grashalm im Mundwinkel den Farmer mimt.
10:12: Italienischer Geisterfahrer versucht mich gerade mit seinem Alfa Romeo umzumähen.
10:18: Killer Karl-Heinz hat einen Stein im Schuh, was es mir ermöglicht wieder etwas aufzuholen.
10:30: Christer P. spekuliert über einen Beitritt zur Mafia um auf diesem Wege an schnelle Autos, viel Gelt und hübsche Frauen zu kommen.
10:35: Eine Schweineherde grast am Wegrand. Michael A.: „Was macht die Parallelklasse da?“ Jan-Phillip K.: „Das sinn glückliche Schweine, die schmecken bestimmt gut!“
10:40: Julia D. beschwert sich zum siebten Mal über das Klima und den Pfad.
10:50: Wir passieren illegal Privatgründstücke, um überhaupt unseren Weg fortsetzen zu können.
10:55: Killer Karl-Heinz scheint bemerkt zu haben, dass ihm jemand auf den Versen ist, denn er spurtet diese 90-prozentige Steigung hinauf wie verrückt. Ich kann nicht mehr und gebe an Kollege Christer P. weiter.
10:59: „Jeblick“ ist am Horizont verschwunden, Christer P. auf den Fersen. Ob wir sie je wiedersehen werden???"
Georg S.
11:00 Uhr
"11 Uhr Schichtwechsel (Christer)
- Langsam werde ich das Gefühl nicht mehr los, dass in der Toskana die Wege allen physikalischen Gesetzten trotzen und scheinbar nur Bergauf gehen.
- Mein Gefühl hat sich nicht bestätigt! Wir sind wieder halbwegs aus dem Wald heraus und überqueren gerade eine größere Grasfläche auf dem Hügel. Wir müssten eigentlich bald eine Straße erreichen.
- Der Weg hat uns wirklich auf eine Straße geführt. Es erfordert wieder einmal unser ganzes in Siena antrainiertes Geschick, als Fußgänger auf Italiens Straßen zu überleben.
- Beim ersten Anblick eines kleinen Dorfes schlagen wir uns wieder von der Straße herunter in den Wald, obwohl hier auch noch Zivilisation vorhanden zu sein scheint.
- Einigen faulen Subjekten unserer Gruppe ist aufgefallen, das wir einen kleinen Umweg gegangen sind. Eine Aufforderung zum Denken unseres Häuptlings Jeblick („würdsche mo noodenge...“) bringt mich auf den Trichter, dass der Umweg Absicht gewesen sein könnte, um uns den herrlichen Ausblick auf die umliegenden Täler, den wir hier oben haben, nicht zu ersparen.
- Um es noch mal zu verdeutlichen: Es ist verdammt warm hier!
- Nach „einigen“ weiteren Metern erreichen wir über eine staubige Straße eine Ansiedlung und rasten im Schatten von ein paar Bäumen. Pink Floyds „Dark Side of the Moon“ klimpert aus einem Haus zu uns herüber, die lebenden Wesen, die Interesse an uns zeigen, sind ein einsamer Hund und eine dürre Katze.
- Kleiner Irrtum: Das Interesse des Hundes richtet sich weniger auf uns, sondern zum Großteil auf unsere Nahrungsvorräte. Bei der Katze bin ich mir auch nicht so sicher...
- Der Marsch geht weiter durch das Dorf. Man scheint uns mit Gewalt in die Irre führen zu wollen: Die Reihenfolge der Hausnummern, die wir passieren lautet 90, 97, 1, 91. (Bem.: das Kaff hat max. 10 Häuser...).
- Unbeirrt ziehen wir aus dem Dorf heraus, jedoch wundern wir uns über den Zustand des „Weges“, der laut unserer Wanderbeschreibung für Rentner geeignet sein soll, aber eher den Eindruck eines mit Geröll gefüllten, ausgetrockneten Flussbettes macht.
- Wir dringen immer weiter in das dicht Gestrüpp des Toskanischen Urwaldes vor..."
Christer P.
12:00 Uhr
"12 Uhr à Schichtwechsel
So langsam werden die Wege immer unwegsamer und es kommen Fragen auf, ob wir jemals wieder aus dieser Wildnis herauskommen. Die Sonne brennt vom Himmel, die Luft ist heiß, trocken und staubig. Unsere Wasservorräte gehen so langsam zu neige und die Gruppe wird ständig kleiner. Immer wieder müssen wir einen von uns zurücklassen, der diese Strapazen nicht länger aushält. Es ist tragisch. Links und rechts neben dem Weg sehen wir ein Schicksal, dass noch vielen von uns bevorsteht. Immer dichter liegen Skelette und Totenköpfe neben dem Weg. Manche verdursten mit der Wasserflasche in der Hand. Die Moral der Gruppe ist dennoch gut. Trotz unwegsamen Geländes und zahlreicher Sackgassen, in die wir von unserem Lehrer geführt wurden. Dennoch motiviert er uns immer wieder zum Durchhalten. Doch – wie viele werden es schaffen? Wie viele werden überleben? Seit einiger Zeit laufen wir durch ein etwas schattiges Gelände. Dies schützt uns zwar etwas vor der Sonne, doch in den Bäumen und Sträuchern, die den Schatten spenden, verliert sich unser Weg mehr und mehr. Wir schlagen uns mehr oder minder durch einen der wahrscheinlich dichtesten Wälder der Toskana. Die Gruppe, oder was davon übrig ist, hat sich in dem ganzen Wald verteilt. Jeder ist auf sich allein gestellt, wird zum Einzelkämpfer. Dieser Abschnitt wird auch seine Opfer fordern. Einigen Mitgliedern der Gruppe fehlt jetzt nun doch die Motivation unseres Lehrers. Sie halten sich jetzt nur noch mit dem Gedanken vom Aufgeben ab, dass der Weg nach vorne kürzer ist, als der Weg zurück. Endlich treffen wir auf einen befestigten Weg. Nun ist die Gelegenheit sich zu sammeln, die Verluste zu zählen und die Verletzten zu versorgen. Nach einer kurzen Pause, um Kräfte zu sammeln und Wasser zu trinken will unser Lehrer weitergehen. Jetzt gilt es nur noch herauszufinden, welcher der Wege der richtige ist. Unser Lehrer läuft zielstrebig einfach in eine Richtung los und wir folgen ihm. Die Dschungelstrapazen liegen jetzt zwar hinter uns, aber dafür sind wir jetzt wieder gnadenlos der Sonne ausgesetzt. Doch nach einer kleinen Biegung kommt Hoffnung auf, am Horizont lässt sich eine kleine Siedlung ausmachen. Als wir näher kommen verflüchtigt sich unser Verdacht einer Fatahmorgana. Wir treffen auf Menschen, die uns freundlich begrüßen. An einer kleinen Quelle am Ende der Siedlung machen wir abermals halt, um uns an dem kalten Wasser etwas zu erfrischen und die Wasservorräte aufzufüllen. Wir wandeln nun auf einem Weg, der im Vergleich zu dem Pfad, den wir vorher liefen, uns wie eine Autobahn erscheint. Der Weg wird immer breiter, was wieder für Hoffnung sorgt. Die Hoffnung, dass wir bald wieder in besiedeltes Gebiet kommen und dann evtl. unser Ziel erreichen. Die Sonne ist gnadenlos, meine Kehle trocken und staubig. Die Gruppe ist zweigeteilt, die etwas stärkeren laufen voran, die schwächeren hinterher, fallen immer mehr ab und ich mittendrin, um alles dokumentieren zu können. Ich hoffe nur, dass wenn ich es nicht schaffe, dass wenigstens mein Bericht gefunden und veröffentlicht wird. Ich bin müde und erschöpft, das Schreiben strengt an wie noch nie zuvor. Aber ich versuche durchzuhalten. Mir ist es gelungen, meinen Wasserverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren, um länger durchhalten zu können bzw. anderen, die nicht so sparsam mit ihrem Wasser umgingen, auszuhelfen. Die Hoffnung auf ein baldiges Ende unseres Trips zerplatzt, als wir wieder vor einem Weg standen, der uns wieder in das dickste Dickicht führt. Der einzigste Grund weiterzulaufen besteht darin, dass das Ziel sehr wahrscheinlich näher liegt als der Startpunkt und dass wir am Ziel mit einer Weinprobe belohnt werden."
Holger T.
13:00 Uhr
"Seit
ein paar Minuten gibt es wieder Anzeichen auf Zivilisation ; wir haben eine
Telefonkarte gefunden. Ein weiteres Zeichen für unsere Rückkehr aus dem
"toskanischen Urwald" ist ein relativ abgelegenes Bauernhaus. Einige
sind in anbetracht der Tatsache dass Herr Jeblick unwahrscheinlich rennt und
kaum Pausen einlegt der Meinung wir hätten einen Film über diese "Hardcore
Survival Tour" drehen sollen. Den Titel hätten wir dann schon : "Jeblick
rennt"!!
Das
Feld verdichtet sich an einem alleinstehenden Häuschen auf einem Berg. Von hier
aus haben wir eine wunderschöne Aussicht zum nächsten größeren Ort , der
nebenbei bemerkt ca. 6 km Luftlinie von hier angesiedelt ist. Mit anderen Worten
"it´s still fucking far to walk"!!!
Herr
Jeblicks Blicke schweifen nachdenklich übers Gelände in der Hoffnung einen Weg
aus dieser Einöde oder besser zur Weinprobe zu finden.
Georg
lässig wie immer zündet sich eine "Camel" (Suchtmittel) an und träumt
wohl gerade von einem kühlen , großen Bier.
Soeben
hatten wir eine Begegnung der 3. Art , oder so ; <ein Auto>. Nach seinem
Blick zu urteilen wird Herr Jeblick wohl gleich versuchen uns zu beichten , dass
das ganze hier wohl doch noch eine Nachtwanderung werden könnte und wir diesen
ganzen Weg wieder zurückgehen müssen. Die Stimmung in der Truppe ist sehr
gespalten. Die weibl. Fraktion (außer Steff´ , ´Lene , Marina) beschwert sich
über alles und jeden während wir harten "Männer" (Kiefer
ausgenommen) von Weck Worscht un Woi bzw. Bier träumen.
Jetzt
ist auch noch das fast unmögliche und denkbar ungünstigste eingetreten ; wir
sind von unserem Rastplatz (diesem Haus das wie schon gesagt "in the middle
of fucking nowhere"steht ) vertrieben worden. Der Besitzer ist urplötzlich
aufgetaucht.
Der
weitere Weg kommt uns irgendwie vor wie ein Déjà-vu was durchaus damit
zusammenhängen könnte das wir diesen Weg gerade vor 10 min schon mal gelaufen
sind.
Ich
komme zu dem Entschluss das Italiener komische Leute sind. Überall , ich meine
wirklich auf jedem kleinen Feldweg sind Straßenschilder angebracht , hätten
sie an diesem Weg ein Sackgassen - Schild angebracht wäre uns einiges erspart
geblieben.
Wir
stehen jetzt vor einem winzig kleinen Problemchen ! Unser "Häuptling"
( Herr Jeblick ) hat sich einfach , im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Staub
gemacht! Wir werden nun wohl ins nächste "Kaff" gehen und den
Busfahrer anrufen , denn so langsam hab´ auch ich keine Lust mehr. H.H. oder
besser Hero Holger bzw "Blond-Honk" hat sich aufgeopfert und sich auf
die Suche nach Herrn Jeblick gemacht.
Wir
können jetzt nur noch warten und warten und warten!!!!
Doch
Julia wird schon ungeduldig , was natürlich Auswirkungen auf ihre Psyche hat.
Sie ist gestürzt und das auf völlig ebener Fläche. Diese ganze Sache ist nur
so zu deuten , dass sie Freude daran hat sich selbst Verletzungen zuzufügen.
Es
kommen nun Forderungen auf Herr Jeblick müsse für sein sozial unverträgliches
Verhalten eine gerechte Strafe erhalten. Ein Teil der Strafe könnte das Verbot
von Wein und Zigarren sein!!!!!
Holger
ist zurückgekehrt und Herr Jeblick scheint wohl endgültig verschollen.
Wir
sind am Ende ! Lucas kennt angeblich den richtigen Weg !
Sollen
wir ihm vertrauen und mit ihm blind ins Verderben rennen ??
to be continued ............"
Daniel T.
14:00 Uhr
"Herr Jeblick kommt, dafür ist Holgi jetzt weg. Und kein Handy konnte uns helfen. Ich hab es ja immer gewusst. Herr Jeblicks Erklärung: Er war dort und muss jetzt Hände waschen. (Daniel T. übernimmt kurz und schreibt: Steff stopft ihr Schwain gerade in den Sack ...Ende) In der Toskana geht es nur bergauf. Gleich sind wir dort, mal sehen, mal sehen ob es dort wirklich so dreckig ist, dass wir uns die Hände waschen müssen. Die Kneipe dort hat zu – wo war Herr Jeblick dann?
![]() |
am Ende unserer ausgebeuteten Kräfte warten wir auf den Bus |
Unsere Wanderroute:
Davon 90°/ bergauf. Irgendwann fallen wir in einen Abhang runter, sonst landen wir noch im Himmel bei den vielen Bergen... Warum bin ich eigentlich das einzige Mädchen, das so ein Protokoll schreiben muss? Dabei sollten nur Mädchen schreiben, denn das was die Herren der Schöpfung im Laufen fabrizieren grenzt an moderne Kunst und sie können es selbst nimmer lesen.
Zu C.P.’s Lebensphilosophie: Er mag keine indirekten Keksfrager.
Es ist stillos am Straßenrand zu sitzen und Faust zu lesen. Da liest man höchstens Comics, wenn man überhaupt lesen kann. In solchen Situationen muss man positiv denken. Es ist wirklich nicht schön, in der Hitze am Straßenrand zu sitzen und auf den Busfahrer, er duscht gerade, zu warten. Aber es ist noch blöder jetzt in der Schule zu sein!
SENSATIONSMELDUNG: Hier ist ein Nobelklo, sogar mit Klobrille und fließendem Wasser. Also ungewöhnlich für Italien. Unser Bus ist da."
Steffie F.
14:53 Uhr
"Für eine Stunde übernimmt Phillip Kolb das Logbuch an diesem interessanten, aufwühlenden und heißen Tag. Unsere Odyssee wurde von unserem Busfahrer beendet. Gerade sind wir aus dem Dschungel zurückgekehrt. Vor der Abfahrt wurde noch geklärt, wo dort liegt, und dass es dort ein Klo mit Brille gibt. Die Expeditionsteilnehmer ruhen sich gerade aus und erledigen die letzten Wasserreserven. Die Landschaft ist schön, Italienerinnen auch, wir auch.
Schlusswort unserer Führungsperson, von Legenden, Fallexperimenten und Wanderungen.
Inzwischen befinden wir uns frisch geduscht (fast alle) auf unserem Zimmer und Christer liest uns Geschichten aus der Satanistischen Bibel vor. Dabei werden aufkommende Zweifel der Unklarheit sofort aufgeklärt. Aber nein, wir sind natürlich keine Satanisten.
Georg zitiert aus Faust: „Die Sonne tönt nach alter Weise...“ Eine typische Szene aus unserem Leben, wie sie sich jeden Tag duzende Mal abspielt. Ich hoffe für mich und den Leser, dass solch literarische Ereignisse von mir während diesem Urlaub nicht mehr nötig sind."
Jan-Philipp K.
Um über die Strapazen des Tages hinwegzukommen, legen wir erst die Guerilla-Ausrüstung ab und genehmigen uns am Abend eine Weinprobe aus auserlesenen Getränken vom Supermarkt.
Italien
"Italien ist ca. 1000 km lang und 250 km breit, das ergibt eine Gesamtfläche von ca. 300000 km². Der Boden besteht im Norden überwiegend aus Sandstein, im Süden aus Kalk, speziell die Toskana ist jungtertiäres Hügelland.
Das Klima ist wintermild und mediterran.
Die Vegetation besteht in tieferen Lagen aus immergrünen Buschwäldern, in höheren Lagen findet man vorwiegend sommergrüne Laubwälder.
Wirtschaftlich gesehen ist Italien teilindustrielles Agrarland, wobei die Industrie vorwiegend im Norden angesiedelt ist.
Italien ist dichter besiedelt als andere Mittelmeerhalbinseln, was auf günstige Bodenverhältnisse und einen hohen Geburtenüberschuss zurückzuführen ist. An den Küsten ist die Besiedlung dichter.
2000 v. Chr. besiedelten die Haber Italien und teilten sich in Unterstämme auf. Später zogen die Etrusker durch ganz Italien und lebten dort, bis sich das römische Imperium ausdehnte. Im 8. Jahrhundert entstanden in Süditalien griechische Kolonien.
Heute leben 80-90% der Bevölkerung in stadtartigen Dörfern mit 1000-10000 Einwohnern.
Die Häuser Italiens werden aus unverputzten Steinen mit Holzziegeldächern gebaut. Typisch in Dörfern und Städten ist die dichte Bauweise, durch die enge Gassen entstehen. Fast jeder Ort hat seine Piazza oder seinen Corso, wo sich vorwiegend Männer in den Abendstunden treffen.
Der Staat Italien: Italien ist durch ein starkes Nordsüdgefälle geprägt. Das ist bedingt durch die klimatischen Unterschiede: Im Süden ist es trockener und heißer, was sich ungünstig auf die Landwirtschaft auswirkt. Ebenfalls waren die Wirtschaftsverbindungen des Nordens schon immer besser, die Alpen waren kein Hindernis.
5 Vorurteile gegenüber den Italienern:
1. In Italien gibt es mehr Diebe
Diebstahl gibt es überall, aber gerade dort wo Touristen sind, wird es Dieben leicht gemacht: Touristen tragen oft viel Geld oder Wertgegenstände mit sich herum. Außerdem sind sie hilfloser, weil sie sich vor Ort nicht gut auskennen und oft kein Italienisch können. Daher kann man eine höhere Kriminalität eher auf verstärkten Tourismus als auf einen „diebischen“ Charakter der Italiener zurückführen.
2. Italiener sind Spaghettifresser
Spaghetti und Pizza sind mittlerweile in Deutschland so verbreitet, dass man kaum noch einen Unterschied zwischen Italien und Deutschland machen kann. Außerdem ist die toskanische Küche weitaus vielseitiger, wie wir ja erfahren haben.
3. Italiener sind faul, machen den ganzen Tag Siesta
Eine Siesta mittags ist sehr sinnvoll wegen der klimatischen Verhältnisse, deshalb trifft man in den heißesten Tagesstunden auch nur Touristen.
4. Italiener sind Latinbuer und Machos
50-66% der verheirateten Italiener geben an, schon einmal ein Verhältnis gehabt zu haben. Ob diese Angaben wahr sind oder nicht, lässt sich nicht feststellen, genauso wenig wie es sich feststellen lässt, ob die Deutschen wirklich so treu sind wie sie sagen. Fakt ist, dass die Männer Italiens zu jedem Seitensprung auch eine Frau brauchen...
5. Alle Italiener sind Mafiosi
Dieser Eindruck wird durch die Mafiafilme im Ausland verstärkt, aber solche Gruppen gibt es in nahezu jedem Land mehr oder weniger ausgeprägt (z.B. Russenmafia, Nigeria-Connection).
Die italienische Familie:
Wir stellen uns immer eine Großfamilie mit Großeltern und vielen Bambini vor. Aber auch die italienische Familie bleibt von neuzeitlichen Entwicklungen nicht verschont. Die Kinderzahl ist zwar höher als in Deutschland aber sie sinkt ständig."
Marina H. & Steffi F.
Die italienische Verfassung
"Am 1. Jan. 1984 trat in Italien die demokratisch-republikanische Verfassung in Kraft.
Nach Art. 55 der Verfassung – „Das Parlament besteht aus der Abgeordnetenkammer und dem Senat der Republik“ – wird die politische Vertretung des Volkes durch zwei gleichberechtigte Versammlungen repräsentiert. Die Kammer umfasst 630 Mitglieder. Wählbar sind Bürger mit einem Mindestalter von 25 Jahren; das aktive Wahlalter beträgt 18 Jahre.
Die Mitglieder des Senats, die auf regionaler Basis gewählt werden, müssen mindestens 40 Jahre alt sein. Das aktive Wahlalter beträgt 18 Jahre. Zu den gewählten Senatoren kommen Senatoren auf Lebenszeit hinzu, nämlich die ehemaligen Staatspräsidenten und fünf vom Staatsoberhaupt ernannte Persönlichkeiten, die sich durch „höchste Verdienste auf sozialem, wissenschaftlichem, künstlerischem und literarischem Gebiet“ (Art. 59) ausgezeichnet haben.
Die beiden Versammlungen üben sowohl politische als auch gesetzgebende Funktionen aus und werden alle fünf Jahre nach dem italienischen Proportionalsystem gewählt.
Die Regierung Italiens besteht aus dem Ministerpräsidenten (Presidente del Consiglio dei ministri) und den Ministern. Aus ihnen setzt sich der Ministerrat zusammen.
Der Art. 95 besagt: „Der Präsident des Ministerrates bestimmt die allgemeinen Richtlinien der Regierungspolitik und übernimmt dafür die Verantwortung. Er sorgt für die einheitliche Führung der Politik und der Verwaltung, indem er die Amtstätigkeit der Minister fördert und koordiniert.“
Der Präsident der Republik wird alle 7 Jahre von den Mitgliedern des Parlaments und von 58 Vertretern der Regionen gewählt. Er gibt in seiner parteienabhängigen Position als Staatsoberhaupt den Auftrag zur Regierungsbildung. Ihm kommt des weiteren das Recht zu, das Parlament aufzulösen. Er verfügt über ein aufschiebendes Vetorecht, ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte und sitzt dem Obersten Rat des Richterstandes vor.
Verwaltung:
Mit der Verfassung wurden Regionen geschaffen, denen Autarkie und Autonomie zugesprochen wird und die sowohl Legislative als auch administrative Funktionen ausüben. Neben fünfzehn Regionen, die über Normalstatute verfügen (Regio di statuto ordinario), kommt den fünf Regionen Sizilien, Sardinien, Aostatal, Trentino-Südtirol, Friaul-Julisch-Venetien ein besonderer Autonomiestatus (Regioni di statuto speziale) zu.
Im Gegensatz zu den Regionen sind die Provinzen ältere und kleinere Verwaltungseinheiten. Regionen, Provinzen und Gemeinden werden in Italien als autonomie locali bezeichnet. Dennoch sind für die Zentralregierung auf der Ebene der Regionen Regierungskommissar, auf Provinzebene der „prefetto“ und auf Gemeindeebene der „segretario“ tätig."
Jan-Philipp K.
Die Küche der
Toskana
"In der Toskana bevorzugt man hauptsächlich seine eigenen landwirtschaftlichen Produkte, allem voran das Olivenöl, das fast zu jedem Essen gehört und dessen Qualität man daran erkennt, dass es eine naturtrübe, grünliche Färbung hat, da es nur dann kaltgepresst wurde und aus der ersten Pressung stammt. Gewürzt wird ansonsten mit Basilikum, Salbei, Minze, Petersilie und viel Knoblauch, was zusammen z.B. den Geschmack der typischen „Minestrone“, eine Gemüsesuppe aus den gerade wachsenden Gemüsesorten ergibt. Dabei spielt natürlich die Tomate, die allen Gerichten die typisch rote Farbe gibt, eine besonders große Rolle. Auch gibt es viele verschieden Käsesorten, allen voran der „Parmigiano“ (Parmesan) und der „Pecorino“, ein würziger Schafskäse, bei dem gilt „je älter, desto besser und desto teurer“. Ansonsten isst man, was gejagt und gesammelt werden kann, wie Steinpilze, je nach Jahreszeit getrocknet oder frisch, und Wild, wie Kaninchen, Wildschwein oder Hirsch. Dazu gibt es z.B. „Ciabatta“, Brot, das ohne Hefe mit Olivenöl und Kräutern gebacken wird.
Man sieht, die weit verbreitete Meinung „Italien, das Land der Pizza und Pasta“ mag vielleicht für Ganz-Italien zutreffen, in der toskanischen Küche spielten diese Speisen ursprünglich keine Rolle und wurden erst in den letzten Jahrzehnten aus Anpassung und der Touristen wegen übernommen.
Besonderheiten
verschiedener Regionen:
Besonders beliebt bei den Florentinern sind die sogenannten „Trippa florentina“. Es handelt sch hierbei um Kutteln, d.h. kleingeschnittene Mageninnenwände in einer Tomatensoße. Dieses Gericht ist als preisgünstiger, schneller Imbiss überall auf den Märkten zu erhalten.
Möchte man eine Spezialität aus Siena probieren, kann man z.B. „Finoccione“ oder „Prosciutto aromatico“ kaufen, zu Deutsch eine mit Fenchel gewürzte Wurst oder einen würzigen Schinken. Oder man testet das überall angebotene „Panforte“, eine brotähnliche Spezialität aus Mandeln und kandierten Früchten.
An der Küste isst man dort gefangenen Fisch oder Meeresfrüchte, die allerdings ihren Preis haben.
Zum Schluss noch zwei Gerichte, die bei einer Rundreise durch die toskanische Küche nicht fehlen sollten:
Zum einen ist da
das „Bistecca fiorentina“, ein Beefsteak am Knochen mit Filetstück, das man
am besten zu zweit bestellt, da ein dickeres Stück saftiger gegrillt werden
kann. Zum anderen die „Spaghetti
aglio, olio e peperoncino”, also Spaghetti mit Knoblauch, Olivenöl und
Pfefferschoten.
Guten Appetit!"
Helene K.
Weinprobe
"Der Chianti
In der Toskana werden etwa 4 Millionen Hektoliter Wein pro Jahr hergestellt . Dies allein entspricht schon der Hälfte der deutschen Produktion. In den letzten Jahrzehnten sind große Anstrengungen zur Qualitätsverbesserung unternommen worden. Der Name des Weins kommt vom Chianti-Tal, das durch den Zusammenschluss dreier kleinerer Bezirke entstand. Am Ende des 13. Jahrhunderts entstanden die bäuchigen Flaschen, die zusammen mit der Strohumflechtung von 1450 heute speziell auf Touristen sehr werbewirksam eingesetzt werden. Unter dem Namen Chianti werden auch viele Fälschungen verkauft, was zur Gründung der „Kongregation der Weine“ führte, die endlich feste Regeln aufstellte.
Ab dem 18./ 19. Jahrhundert hat man begonnen durch Verschnitt eine Verbesserung der Eigenschaft wie Farbe, Geschmack und Geruch herbeizuführen.
Chianti wird nur an Hängen angebaut, da die Böden im Tal ungeeignet sind. Bei zweijähriger Lagerung darf sich ein Wein „vecchio“, bei dreijähriger sogar „riserva“ nennen.
Die Toskana ist in verschiedene Produktionszonen aufgeteilt, die auch maßgeblich für den Typ des Weins ist. Die wohl wichtigste Zone liegt zwischen Florenz und Siena, wo der „Chianti dassico“ hergestellt wird. Das Wappentier ist ein schwarzer Hahn – der „gallo nero“. Die Legende sagt, dass um 1208 Gebietsstreitigkeiten zwischen Florenz und Siena herrschten. Man wollte den Konflikt wie folgt regeln. Beim ersten Hahnenschrei sollten Reiter aus beiden Städten losreiten und an ihrem Treffpunkt sollte die neue Grenze dann verlaufen. Die Florentiner gaben ihrem Hahn tagelang kein Futter, so dass er früher krähte und der Reiter schon fast an Sienas Stadtmauer angelangte, bevor deren Reiter erst startete.
Die Richtigkeit dieser Geschichte darf bezweifelt werden.
Zur Weinprobe
Wein ist – in Maßen genossen – gesund. Bei einer Weinprobe betrinkt man sich nicht, sondern versucht durch Konzentration und Selbstkontrolle einen Wein kennen zu lernen. Aus diesem Zweck werden auch höchstens immer nur fünf Weine pro Probe angeboten.
Zwischen den verkosteten Weinen sollte man sich immer mit Brot den Mund ausspülen.
Studien haben belegt, dass unter Weinfreunden weniger Alkoholiker sind als prozentual im Rest der Bevölkerung.
Genussregeln
Ein leichter Wein sollte vor einem schweren getrunken werden, süße und milde Weine erst nach den trockenen und herben also.
Trockener Weißwein wird generell vor Rotwein getrunken, allerdings Rotwein vor süßem Weißwein. Dies geschieht, dass die kräftigen Weine nicht den Geschmack der anderen „übertönen“.
Als letztes sollten jüngere Jahrgänge noch vor älteren getrunken werden."
Georg S.
Guter Stimmung wanken die meisten auf die Zimmer und lassen den Tag ausklingen.